Im Rahmen meiner damaligen Tätigkeit als Leiter des Ordnungs- und Sicherheitsdienstes der Stadt Aachen wurde ich ausgewählt, zu den Themen sichere und saubere Stadt beim internationalen Arbeitsaustausch zwischen den Stadtverwaltungen Aachen und Kapstadt mitzuwirken. Mit meinen damals 29 Jahren hatte ich noch keine Vorstellung, dass dies mein Leben und meine berufliche Tätigkeit nachhaltig begleiten und vor allem verändern wird.

Dank des überaus positiven Erstkontaktes und der über viele Jahre wohlwollenden Begleitung von Gabriele Schütz-Lembach, habe ich durch die Partnerschaft nicht nur viel gelernt, sondern auch meinen Blick auf viele Dinge verändern können. Dafür empfinde ich, insbesondere gegenüber Gabriele, aber auch vielen weiteren Vereinsmitgliedern eine tiefe Dankbarkeit.

Kommen wir nun zu meinem ersten Treffen mit meinem Kollegen aus Kapstadt. In der Entwicklungszusammenarbeit zwischen Aachen und Kapstadt war im November 2015 eine Delegationsreise nach Kapstadt vorgesehen. Im Gegenzug wurde mit einem Besuch einiger Kollegen der Stadtverwaltung Kapstadt im Juni 2015 in Aachen begonnen. Dies war auch die erste Begegnung mit meinem Austauschpartner und mittlerweile väterlichen Freund, Eddie Scott, der bei der Stadtverwaltung Kapstadt verantwortlicher Manager für Stadtteilentwicklung der Improvement Districts ist.

Es war mir ein großes Anliegen, Eddie bereits vor dem offiziellen Beginn des Arbeitsaustausches in Aachen kennen zu lernen, der für Montags morgens vorgesehen war. Kurzerhand organisierte ich ein Treffen am Nachmittag des offiziellen Beginns und holte Eddie an seinem Hotel am Aachener Marschiertor ab. Nach kurzer Begrüßung und einem Gespräch über das schöne Wetter in Aachen kam Eddie gleich zu Sache und informierte mich darüber, dass er geschockt sei „wie schmutzig“ es in Aachen sei. Ob ich schon gesehen hätte, dass die Baumscheiben nicht gut gepflegt seien, viel wilder Müll auf der Straße sei und an vielen Häusern unschöne Graffitis zu sehen seien. Das alles wäre in der Innenstadt von Kapstadt undenkbar. „Rumms, der hatte gesessen.“ Da kommt dieser überaus nette Mensch 9500 km von Kapstadt nach Aachen gereist und hat nichts Besseres zu tun, als meine geliebte Heimatstadt schlecht zu machen. Diplomatie hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt. Nachdem ich kurz sprachlos war (was eher selten vorkommt), hatte Eddie aber auch gleich ein paar gute Ideen bereit, was ich ändern könnte, und schaffte es immer wieder, mich durch kritische Fragen zum Nachdenken anzuregen. Zu diesem Zeitpunkt war unser Treffen ca. eine Stunde alt. Ich bin dann mit Eddie ca. 4 Stunden in Aachen spazieren gegangen, inkl. einer kurzen Begleitung meiner Kolleginnen und Kollegen vom Ordnungsamt, und konnte so doch einen passablen Eindruck von Aachen vermitteln.

Was mir bereits in diesem ersten Treffen fortlaufend klar wurde, dass Eddie meinen Blick auf meine dienstliche Tätigkeit und das Umfeld in Aachen verändern wird und mir zudem in dieser kurzen Zeit Dinge gezeigt hat, die mir vorher nie bewusst aufgefallen sind. Gleiches war mir bei meinem Gegenbesuch in Kapstadt möglich. Der Fokus des „voneinander Lernens“ war der größte Gewinn in der Zusammenarbeit mit Eddie Scott.