Solange ich den Tafelberg sehe… . 2018
„Solange ich den Tafelberg sehe … geht es mir gut“, diesen Satz hörte ich von einer Ladenbesitzerin in Kapstadt, als wir am ersten Tag unserer Reise zum ersten Mal die Longstreet entlang liefen. Dieser Satz ließ mich irgendwie nicht los, denn plötzlich wurde mir klar, dass die Reise nach Kapstadt nicht nur eine Erfahrung für mich sein würde, sondern auch eine Art Lektion. Rückblickend kann ich wirklich sagen, dass ich so viel von Kapstadt gelernt habe und so viel mitgenommen habe, dass die Reise meine Einstellung zu vielen Dingen verändert hat. Kapstadt lässt einen nie wirklich los. Wenn man im Flieger auf dem Rückflug sitzt, weiß man, dass der Besuch dieser Stadt nicht der letzte gewesen sein wird. Die Zeit in Kapstadt verging wie im Flug und die vielen Einflüsse und Erlebnisse prägten den gesamten Aufenthalt.
Ich nahm in Kapstadt an einem Hochbeet-Projekt teil, welches gemeinsam mit Schülern der Good Hope School stattfand. Die Hochbeete, die wir in den zwei Innenhöfen der Schule gemeinsam bauten und bepflanzten, brachten uns einander näher und wir lernten ihre Sicht auf die Dinge kennen – woher sie stammen, was sie interessiert, welche Musik gerade aktuell ist in Kapstadt. In nur wenigen Tagen entwickelten wir ein freundschaftliches Verhältnis zu den Schülern. Sie freuten sich, dass sie die Möglichkeit hatten, etwas für ihre Schule zu bauen und kreativ zu werden.
Wir standen alle in einem der Innenhöfe der Good Hope School und Lilita, eine der Schülerinnen, fragte mich, ob wir auch morgen wieder zusammen an den Hochbeeten weiterarbeiten könnten. „Natürlich, können wir“ antwortete ich ihr. Aber sie erzählte mir, dass morgen ein nationaler Feiertag sei und die Schüler dann gar nicht zur Schule kommen. Sie wisse nicht, ob überhaupt der Schulbus morgen fahren würde.
Sie erzählte, dass sie jeden Tag 90 Minuten hin und 90 Minuten zurückfährt, um zur Schule zu kommen. Der Schulbus hält einfach zu oft; doch sie ist dankbar, dass sie auf die Good Hope School gehen kann. Mir wurde bewusst, wie wichtig es ihr ist, dass der Schulbus sie jeden Morgen zur Schule fährt und sie so überhaupt zur Schule gehen kann, und wie dankbar sie ist, an den Hochbeeten mitzuwirken. Dinge, die für Schüler in Deutschland normal erscheinen, sind für diese Schüler hier Luxus. Wenn ich an Kapstadt denke, denke ich auch immer an die Gespräche mit Lilita und ihre Geschichte. Sie spiegelt auch die Aussage der Ladenverkäuferin aus meinem ersten Erlebnis aus Kapstadt wider.
Die Tage mit den Schülern aus der Good Hope vermittelten mir so viel Lebensfreude und ließen mich Kapstadt aus ihrer Sicht erkennen. Wir spielten auf den Schulhöfen, sie brachten uns ihre Tänze bei und hatten einfach Freude daran, Neues kennenzulernen.
Venu (Venwar Newroly)
Masterstudentin Architektur
03.09.-08.10.2018 in Kapstadt: Hochbeet-Projekt an der Good Hope Primary School, “Summer School” der RWTH Aachen, der Universität Stuttgart und der UCT (University of Cape Town)
Die einfachen Dinge, die uns so selbstverständlich erscheinen, sind für andere nicht so selbstverständlich und haben einen ganz anderen Wert.