Skip to main content

Kinderheim in Khayelitsha . 2005-2006

Die Arbeit mit den Kindern ist toll! Großes Interesse an mir und an den Farben, die ich mitbringe… ich arbeite in Gruppen und einzeln oder zu zweit mit den Kindern. Oft skribbeln wir:  nonverbales Reagieren auf einzelne Striche oder Kritzeleien, ein guter Start!

Am Beispiel von Sabelo (ein 2,5 Jahre alter Junge) kann ich meine kunsttherapeutische Arbeit kurz beschreiben. Als ich ihn das erste Mal sehe, liegt er in seinem Bettchen und schüttelt den Kopf hin und her. Beim zweiten Mal sehe ich ihn in einem Pulk von Kindern, schaue ihm lächelnd in die Augen – und er fängt er an zu weinen, zu schreien und mit den Händen abzuwehren. Einige Wochen später bringt eine Sozialarbeiterin ihn in den Raum, in dem wir zeichnen. Er sieht sich um, ist verunsichert; er schaut den beiden anderen Kinder zu, die mit Wachskreide und Buntstiften malen. Langsam kommt er zum Tisch und nach ein paar Minuten nimmt auch er einen Wachsmaler in die Hand. Das Zeichenblatt gebe ich ihm ohne Blickkontakt. Erst als er mir den ersten Stift hinhält und mir in die Hand gibt, reagiere ich. Er hat aktiv den Kontakt zu mir aufgenommen und wir machen ein Spiel daraus, dass er mir jeden Stift nach Gebrauch gibt. Als ich zwei Tage später wieder im Waisenhaus bin, kommt er auf mich zu und nimmt meine Hand, um mit zum Malen zu kommen. Ich habe den Hin- und Rückweg ritualisiert, indem ich die beiden Kinder, mit denen ich arbeite, jeweils an die Hand nehme, um in den Raum zu gehen und sie zu den anderen Kindern zurückbringe. So ist Anfang und Ende klar. In der therapeutischen Arbeit schaffe ich einen Raum, in dem die Kinder sich geschützt und sicher fühlen. Sie sind für die gemeinsame Zeit meiner ganzen Aufmerksamkeit gewahr und spüren, dass sie etwas Besonderes machen – weil sie etwas Besonderes sind.

Für mich war Sabelo ein Geschenk: er zeigte mir deutlich, dass die Arbeit Zeit, Vertrauen und Überraschungen beinhaltet. Dass Veränderung möglich ist. Die Arbeit mit den Kindern geht mir immer wieder sehr zu Herzen.

Das Hospiz in Kenilworth . 2005-2006

Ein beeindruckender Ort mit viel Liebe fürs Detail:  täglicher Blumenservice, ein Flügel in der Eingangshalle erklingt von Zeit zu Zeit und erfreut die Menschen, die hier leben und arbeiten.

In einem der Zimmer liegen eine extrem junge Frau und eine ältere Dame, zwei Krebspatientinnen. Die Ältere schien vor zwei Tagen im Sterben zu liegen, ist aber heute wach und ansprechbar. Sie malt mit mir ihren Körper und die Tumore in Brust und Lunge. Die Jüngere berührt mich sehr: Sie hat eine 12 Jahre alte Tochter und einen 10 Jahre alten Sohn. Sie erzählt mir aus ihrem kurzen Leben. Ein Jahr, nachdem ihre Mutter gestorben ist, bekam sie Krebs und hat nun noch eine begrenzte Zeit zu leben. Sie ist sehr offen, ist mit sich im Reinen, hat Mitgefühl für sich selbst und beschreibt ihre Ängste um die Zukunft ihrer Kinder. Und sie hat das Vertrauen, dass ihr physischer Tod keine Schwäche oder Niederlage ist. Sie malt drei Bilder für ihre Kinder, die ich laminiere und für die Kinder aufbewahre…

Michaela Frank

Im Rahmen der Partnerschafts-Projekte arbeitete Michaela Frank 2005/06 ein Jahr in Kapstadt in verschiedenen Zusammenhängen: zunächst als Kunsttherapeutin in einem Kinderheim, später in einem Hospiz. Und sie war an einem Wandmalprojekt in Khayelitsha beteiligt.