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Die Partnerschaft – meine Arbeit, meine Rolle, meine Erfahrungen . 2009-2012

Ich weiß es noch wie heute: 1999 erreichte mich in Aachen der Anruf meines Kollegen aus Düsseldorf – man suche nach fünf Städten in NRW für das Pilotprojekt einer Agenda21-Partnerschaft mit einem Partner im Süden. Da ich seit 1995 beauftragt war, für meinen Arbeitgeber Carl Duisberg Gesellschaft (CDG) in Aachen Agenda21-Arbeit zu machen, war der Kontakt zum Welthaus schnell hergestellt. Hier existierte bereits seit 1998 im Rahmen des Agenda21-Prozesses eine Nord-Süd-Partnerschaft zu einer NGO in Khayelitsha, einer Township in Kapstadt. Die CDG konnte alsbald das Welthaus und die Stadt Aachen zur Teilnahme am Pilotprojekt der CDG gewinnen und es begann für alle Beteiligten die spannende Zeit des Aufbaus der Agenda21-Partnerschaft Aachen-Kapstadt. Für mich hieß das: ein neues Betätigungsfeld. Ich konnte und sollte mich um die neue Partnerschaft kümmern, meine vorherige Tätigkeit (Begleitung von Fortbildungsgästen während ihres Aufenthaltes in Aachen) übernahm dankenswerterweise größtenteils meine Kollegin.

Rückblickend war es eine tolle und erfüllende Zeit mit breitem Aufgabengebiet: Ich konnte nun Gäste aus Kapstadt in Aachen begleiten, die mit Fördermitteln der Entwicklungszusammenarbeit ihre berufliche Laufbahn erweiterten oder die zu unseren Nord-Süd-Konferenzen eingeladen wurden. Für den Aufbau der Partnerschaft wurden Konferenzen gefördert, die organisiert werden mussten. Ein Partnerschafts-Arbeitskreis, bestehend aus Politik, Verwaltung, NGO erweiterten meine berufliche Tätigkeit – die damit verbundenen Kontakte bestehen teilweise noch heute. Diverse Workshops erweiterten – nicht nur – meinen Horizont. Unschätzbar sind die Erfahrungen, die ich mit dieser Arbeit machen konnte.

Es gab dabei durchaus schwierige Zeiten mit Konflikten – waren wir doch in unserem Partnerschafts-Arbeitskreis Menschen aus sehr unterschiedlichen Arbeitsbereichen, mit unterschiedlichen Interessen, Zielen und Hintergründen. Doch im Laufe der Jahre kam es zu einer tollen Zusammenarbeit und Einigung. Wir kamen uns näher und schlugen Brücken. Ich denke, dass dies eine besondere Leistung war, auf die wir alle stolz sein dürfen und die ich als meine besonderen Erfahrungen mit der Partnerschaft sehr positiv verbuche.

Neben all diesen Erfahrungen blicke ich auch dankbar auf die finanzielle Unterstützung der Agenda21-Partnerschaft seitens CDG/später InWEnt zurück. Die geförderten Süd-Nord-Konferenzen verhalfen uns zu wichtigen und grundlegenden Begegnungen mit unseren Südpartnern. Ich durfte an zwei Delegationsreisen teilnehmen, die mein Leben – erweitert durch eine Familienreise nach Kapstadt – bereicherten.

Mit zahlreichen Stipendien für Fortbildungen, Praktika und Besuchen aus Kapstadt nach Aachen konnten wir die Agenda21-Partnerschaft weiterbringen. Unsere Förderungen für  Austausche und Projekte ermöglichten der Partnerschaft unschätzbare persönliche Begegnungen. All diese Arbeit war bunt, spannend und einfach lehrreich – und unschätzbar wertvoll.

Als 2011 die InWEnt gGmbH in die GIZ einging, konnte die Arbeit für unsere Agnda21-Partnerschaft nicht mehr weitergeführt werden. Ich zog die Konsequenz und verwirklichte mir 2012 mit der Eröffnung meines eigenen Wollgeschäfts in Eupen/Ostbelgien einen Traum.  Und bereits nach kurzer Zeit verknüpfte ich meine Leidenschaft zur Wolle mit der Entwicklungszusammenarbeit und unterstützte mit Hilfe meiner (wunderbaren) Kundschaft ein Strickprojekt für Geflüchtete außerhalb Europas. Das Wollgeschäft musste ich wegen verschiedener Schicksalsschläge in der Familie aufgeben, das Projekt unterstütze ich bis heute.

Josefine Ebel

Bei mir war ständig was in Bewegung – entweder durch äußere Umstände oder durch mich selbst. Geboren in Berlin, aufgewachsen in Niedersachsen, führte mich meine Neugier auf Neues ins Rheinland. Da blieb ich hängen, da – bzw. besser gesagt in Ostbelgien – fühle ich mich sehr wohl, schlug endlich Wurzeln und verbrachte die wohl längste Zeit meines Lebens.

Das Grenzland hier ist spannend. Kaum fährt man über die Grenzen, schon ist man wirklich in einem ganz anderen Land – mit anderen Gewohnheiten, Mentalitäten, Genüssen. Es hat mir immer wieder Spaß gemacht, meine selbst erdachte „Kleine Belgientour“ mit allen Gästen – so auch denen unserer Agenda21-Partnerschaft – abzufahren. Ich glaube, sie ist vielen positiv im Gedächtnis geblieben und hat das Besondere unseres Dreiländerecks darstellen können.

Mein Weg zur Entwicklungszusammenarbeit: das war nicht geplant. Gar nicht!

Zunächst machte ich eine (ungeliebte, aber durchaus lehrreiche) Ausbildung zur Lehrerin für Kunst und ev. Religionslehre – denn „freie Kunst“ war mir vom Elternhaus aus nicht erlaubt. Ich hatte die naive Vorstellung, morgens als Lehrerin die Schule abzusitzen und nachmittags zu malen. Schnell merkte ich, dass ich dies (insbesondere gegenüber Kindern) nicht verantworten konnte. Also musste ein „Brotjob“ zum Überleben her, der mir erlaubte, mich weiter der Kunst und Ausstellungen zu widmen. So kam ich mehr zufällig als geplant zur damaligen Carl Duisberg Gesellschaft.

Und die Arbeit machte mir Spaß – bald war ich mit viel Engagement involviert. Als sich Nachwuchs ankündigte, habe ich mich nur noch auf Familie und die Entwicklungszusammenarbeit konzentriert und die Kunst durch Handwerkliches abgelöst.

Die Agenda21-Partnerschaft Aachen-Kapstadt war innerhalb meiner Tätigkeit eine besondere Arbeit. Mich faszinierte insbesondere der Agenda21-Gedanke der unterschiedslosen Zusammenarbeit aller Akteure, die Beteiligung aller auf gleicher Augenhöhe. Es war immer mein Ziel, diesen schwierigen Prozess zu begleiten und zu fördern. Ich hoffe sehr, dass dies etwas gelungen ist.

Oft gab es in der Partnerschaft wenig Unterscheidung zwischen Arbeit und Privatem. – und letztlich schied ich 2012 nach 25 Jahren in der Entwicklungszusammenarbeit auch etwas traurig aus. Doch die Entscheidung war absolut richtig: ich wollte vollständig hinter meiner Arbeit stehen. Außerdem konnte ich mir so noch einen kleinen Traum erfüllen: ein eigenes Wollgeschäft in Eupen. Auch hier ließ mich die Entwicklungszusammenarbeit nicht los: ich engagierte (und engagiere) mich für das Aachener Projekt „Stricken gegen die Kälte“ und stricke nebenher noch Warmes für Wohnungslose in Aachen.

Der Agenda21-Partnerschaft Aachen-Kapstadt bleibe ich verbunden, wenn auch ohne professionelles Engagement.