DELEEN & KATRIN .
eine Freundschaft über Kontinente und Jahrzehnte
Mit etwa zehn Jahren las ich „Wenn Stern auf Stern aus der Milchstraße fällt…“ von Laurens van der Post. Die tiefmythische Erzählung vor dem Hintergrund der San-Legenden und der großartigen Landschaft Südafrikas hat mich derart fasziniert, dass ich fortan alles verschlungen habe, was es über das südliche Afrika zu lesen gab.
Anfang der Neunziger kursierten bei uns an der Schule dann bunte Zettel mit allerlei Flaggen aus allen Erdteilen darauf. Das waren Anmeldeformulare für internationale Brieffreundschaften. Diese weckten mein Interesse: wäre es nicht spannend, sich mit Jugendlichen aus aller Welt auszutauschen, und zu erfahren, was eine gleichaltrige Schülerin in Südafrika bewegt? Einige Briefe an verschiedene Orte gingen auf Englisch hin und her, ein einziger Kontakt erhielt sich bis über den Schulabschluss hinaus.
Fast Forward 2003: Dank der Partnerschaft Aachen-Kapstadt und in Zusammenarbeit mit meiner Hochschule erhielt ich ein Stipendium für einen mehrmonatigen Projektaufenthalt in Kapstadt. Endlich ließ sich ein persönliches Treffen mit der Brieffreundin ermöglichen! Und nicht nur einmalig, wir trafen uns regelmäßig an den Wochenenden, wenn Deleens Mann die Familie aus dem weit entfernten Vorort in die Stadt zu unserer Studenten-WG oder an einen anderen Treffpunkt fahren konnte. Während ich noch studierte, hatte meine Freundin Deleen ihre große Liebe geheiratet, ihren Glauben sowie ihren Vor- und Nachnamen geändert und war bereits Mutter einer kleinen Tochter. Unterschiedlicher konnten unsere Lebensumstände nicht sein.
Obwohl wir uns vorher nicht persönlich begegnet waren, waren wir uns niemals fremd. Wir hatten mit 15 unseren Liebeskummer geteilt und wussten so viel voneinander, dass es mehr Dinge gab, die uns verbanden, als Dinge, die uns trennten – auch wenn das von außen betrachtet unmöglich schien.
Unsere Familien trafen sich auch nach dem Studienaufenthalt während aller nun folgenden Urlaube in Kapstadt. Vor vier Jahren starb Deleens Mann plötzlich und unerwartet und hinterließ außer einer nun verwaisten Auto-Elektronikwerkstatt keine Mittel. Meine tapfere Freundin schaffte es, in einem wirtschaftlich sehr schwierigen Klima aus eigener Kraft, ihrer klugen und fleißige Tochter einen guten High-School-Abschluss zu ermöglichen. In den besonders schweren Zeiten waren wir an ihrer Seite.
Wir werden auch weiterhin gegenseitig unsere Wege durchs Leben verfolgen und können uns immer auf die Freundschaft zueinander verlassen.
Katrin Spangenberg
Architektin. Nach dem Abitur bin ich 1997 losgezogen, um die Menschen und das Leben im neudemokratischen Südafrika kurz nach den ersten freien Wahlen selbst zu erleben. Auf das freiwillige soziale Jahr und ausgedehnte Rucksackreisen durch Zimbabwe, Zambia, Botswana, Namibia, Swaziland und Südafrika folgte im Studium im Jahr 2003 erneut die Chance, mit Hilfe des Lehrstuhls für Landschaftsökologie und der Partnerschaft Aachen-Kapstadt fünf Monate in einem Projekt in Kapstadt/Khayelitsha zu arbeiten. Aus dieser Zeit haben sich gute Freundschaften und Kontakte erhalten, durch die ich weiterhin eine enge Verbindung nach Kapstadt pflege.
Seit vielen Jahren lebe ich mit meinem Mann und zwei Söhnen in München. Als Architektin – spezialisiert auf internationalen Messe- und Ausstellungsbau – lebe ich weiterhin meinen Traum von der Zusammenkunft und Zusammenarbeit mit Menschen aus verschiedenen Kontinenten und Kulturen.